Der Geist: Roman (German Edition) by Richard Laymon
Autor:Richard Laymon [Laymon, Richard]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2014-08-10T22:00:00+00:00
20
Howard saà mit dem Rücken zum Feuer und hatte den Revolver im Schoà liegen. Angela, die neben ihm auf dem Baumstamm hockte, sah in die andere Richtung. Auf diese Weise hatten sie die gesamte Umgebung im Blick, konnten sich mit den Seiten aneinanderschmiegen, leise reden und sich manchmal ansehen.
»Wie spät ist es?«, fragte Angela.
Howard blickte auf die Uhr. »Fünf vor zwölf.«
»Nur noch eineinhalb Stunden. Es ist gar nicht so übel, oder?«
»Ich glaube, ich könnte sowieso nicht schlafen.«
»Ich frage mich, was mit den anderen ist.«
»Ich weià nicht.« Er sah zu den Zelten. Vor einer Weile hatte er noch einen schwachen Lichtkreis durch die Vorderseite von Lanas Zelt gesehen. Nun war er verschwunden. Beide Zelte lagen im Dunkeln. »Ich wette, sie schlafen alle.«
»Apropos Wetten«, sagte Angela, »glaubst du, Keith konnte sein Rohr verlegen?« Sie lachte leise.
»Ja, und du?«
»Ja. Die arme Lana hat gefroren. Sie hat es bestimmt schon allein deshalb mit ihm gemacht, um sich aufzuwärmen.«
»Meinst du?«
»Klar. Und sie konnte sich damit von dem, was passiert ist, ablenken.«
Es fühlte sich seltsam an, mit Angela darüber zu reden, ob andere Leute miteinander schliefen. Seltsam, aber gut. Wir sprechen über sie, sagte sich Howard, aber wir denken dabei an uns.
Ich zumindest.
»Was ist mit Glen und Doris?«, fragte er.
»Das kann ich mir nicht vorstellen.«
»Ich mir auch nicht. Aber sie hat ihn ins Zelt gelassen.«
»Sie hat Angst, sonst nichts.«
»Aber wer weiÃ, wenn sie schon zusammen da drin sind? Ich glaube, Glen mag sie.«
»Es wäre wirklich schön, wenn sie zusammenkommen würden.«
»Vielleicht würde Doris zu einem neuen Menschen werden«, sagte Howard.
»Es könnte ein Lächeln auf ihr Gesicht zaubern.«
»Aber wenn sie es versuchen, wird jemand platt gequetscht wie ein Pfannkuchen.«
Angela lachte und stieà ihn mit der Schulter an. Sie wandten beide die Köpfe. Ihr Gesicht war gerötet, von der Sonne während der Wanderung, der nächtlichen Kälte und dem Feuerschein. Auf einer Wange und über der rechten Augenbraue hatte sie einen RuÃfleck.
Sie sahen sich in die Augen. Howard war überrascht, dass sie so ernst blickte. Sie lehnte sich ein wenig zurück, beugte sich zur Seite und küsste ihn auf den Mund. Zuerst fühlten sich ihre Lippen kalt an, dann warm. Ihre Brust drückte gegen seinen Arm. Howard geriet auÃer Atem und wurde hart. Er streichelte ihr Haar.
Sie stöhnte leise, und ihre Lippen vibrierten und kitzelten ihn, ehe sie sich von ihm löste. »Wir sollten besser Wache halten«, flüsterte sie.
»Du hast angefangen.«
Ein Lächeln erblühte auf ihrem Gesicht. »Das stimmt.« Sie setzte sich gerade hin und grinste ihn über die Schulter an. »Wie ungehörig von mir.«
»Mein Gott, Angela.«
»Was ist?«
»Du hast dich so sehr verändert. In so kurzer Zeit. Es ist fast, als wärst du ein anderer Mensch. Seit letzter Nacht â¦Â«
»Letzte Nacht hast du mich endlich wahrgenommen.« Ihr Lächeln schwand ein wenig. »Ich glaube, das hat etwas damit zu tun, dass ich ein gewisses Kleidungsstück ausgezogen habe.«
»Hm ⦠vielleicht.«
»Ich habe mich nicht so sehr verändert. Eigentlich nicht.«
»Du warst so ⦠introvertiert.«
»Tja, wir waren fast Fremde. Ich glaube, du hast mich immer für ziemlich seltsam gehalten.«
»Ich ⦠ja. Als wärst du in deiner eigenen Welt.
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